ADAC Stiftung Sport·12.7.2011

Zwischenbilanz 2011: Vier Förderpiloten der ADAC Stiftung Sport führen in der Gesamtwertung

Von den "alten Hasen" und fünf neuen Hoffnungsträgern der Saison 2011 führen derzeit vier Piloten die Gesamtwertung in ihren Disziplinen an. Die Arbeit der ADAC Stiftung Sport begeistert auch den siebenfachen Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher. Er unterstützt die Stiftung mit einer Spende.

Für den Berliner Hendrik Grapp (17) läuft derzeit alles nach Plan. Ein Sieg in Liedolsheim und der Gewinn des ersten Laufes im bayerischen Ampfing haben den Tony-Kart-Fahrer an die Spitze der Gesamtwertung des ADAC Kart Masters gebracht. Grapp ist nach acht von zwölf Läufen Titelfavorit in der Klasse KF2. Für Spannung sorgte vor allem der Regen in Ampfing. Abseits der Ideallinie war die Strecke feucht, dennoch wagte der Elftklässler vom bilingualen Gymnasium einige Überholmanöver und setzte sich damit im ersten Lauf des Tages gegen die Konkurrenz durch. Titelverteidiger Marvin Kirchhöfer (17/Leipzig) gewann den zweiten Lauf.

Der Sachse geht aber nicht bei jeder Veranstaltung an den Start. Er nimmt ebenso wie Grapp an der WSK Masters Serie teil, konzentriert sich ansonsten aber mit Unterstützung der ADAC Stiftung Sport auf die Deutsche Kart Meisterschaft. Kirchhöfer nutzte den Ausflug nach Ampfing zur Vorbereitung auf das nächste DKM-Rennen in der KF2 am 17. Juli, das auf der gleichen Strecke stattfindet. Er führt die Meisterschaft an. Zu den jüngsten Teilnehmern in dieser Kart-Klasse gehört ADAC Stiftung Sport-Junior Dennis Marschall (14/Eggenstein. Bei seiner Premiere verpasste der KF2- Neueinsteiger nach Rang 9 im Sprint als Elfter des Finales nur knapp eine Top-Ten-Platzierung in der DKM. Im ADAC Kart Masters sprang er letzte Woche in Hunsrück zum ersten Mal aufs Podest.

Im 145 PS starken Formel ADAC powered by Volkswagen ist keiner so schnell wie Pascal Wehrlein (17/Neuhausen-Worndorf). Er dominiert weiterhin im ADAC Formel Masters und baute zuletzt auf dem Nürburgring dank Saisonsieg Nummer sieben seine Tabellenführung aus. Aber der erfolgreiche Nachwuchsfahrer hat auch schon Schattenseiten kennengelernt. Als er in der Eifel den achten Saisonsieg ins Visier nahm, ging er zu hart ans Werk. ADAC Stiftung Sport-Förderkollege Mario Farnbacher(19/Lichtenau) wollte in eine Lücke stoßen, doch Wehrlein schmiss die Tür zu und fuhr dabei gegen Farnbachers Frontflügel. Die Strafe: Die Rennleitung nahm Wehrlein aus der Wertung. Für Mario Farnbacher endete dafür die wochenlange Sektduschen-Abstinenz. Mit einem zweiten Platz meldete er sich auf dem Podium zurück: "Ich hoffe, das Rennen war ein gutes Omen für die zweite Saisonhälfte". Die erste hatte doch eher unter dem Motto Pleiten, Pech und Pannen gestanden.

Auch Kart-Aufsteiger Jason Kremer hat sich mit bemerkenswerten sechs Top-Ten-Platzierungen in zwölf Rennen im ADAC Formel Masters etabliert. Der zweite Formel-Rookie, Niklas Brinkmann (16/Neuenrade), kommt auf fünf Top-Ten-Plätze. Für ihn ist das eine Enttäuschung. "Auf dem Nürburgring hat mein Formel-Wagen zum Ende des dritten Rennens stark untersteuert. Dadurch bin ich langsamer geworden."

Für Aufsehen hat Patrick Schranner (20/Ingolstadt) im ATS Formel 3-Cup gesorgt. Der ADAC Formel Masters-Aufsteiger schockte die Konkurrenz gleich zu Saisonbeginn mit einem fünften Platz, obwohl ihm im neuen Formel 3-Fahrzeug noch Erfahrung fehlt. Bei der dritten Veranstaltung kämpfte Schranner schon um einen Podiumsplatz, fiel aber mit zunehmend rutschender Kupplung noch auf die sechste Position zurück.

Rallyefahrer Felix Herbold (26/Ismaning) hat sich schon bei seinem ersten Einsatz in der Intercontinental Rally Challenge (IRC) eine gute Basis für die weitere Saison geschaffen: "Nachdem wir bei der Ypres Rally am ersten Tag zwei Plattfüße wechseln mussten, konnten wir uns am zweiten Tag noch von Position 78 auf 22 nach vorn arbeiten. Ohne die Zwischenfälle wäre eine Top-Ten-Platzierung möglich gewesen." Herbold erhält von der ADAC Stiftung Sport eine Förderung bei drei IRC-Einsätzen 2011. Auf heimischem Boden in der Deutschen Rallye-Meisterschaft (DRM), die der Bayer als Training nutzt, kann er sich fast nur noch selbst schlagen. Bei der ADAC Wikinger-Rallye fuhr Herbold zehn von elf möglichen Bestzeiten und mit über zwei Minuten Vorsprung feierte er zugleich den ersten Gesamtsieg in seiner Karriere.

Auch bei der traditionellen Volgelsberg-Rallye hätte es für den Ford Fiesta-Fahrer nicht besser laufen können. Das ADAC Stiftung Sport-Ass gewann sämtliche Wertungen. Ein extrem heißer Tanz wurde für Herbold die Sachsen-Rallye. Nach der elften Wertungsprüfung brannte sein Fahrzeug. Dabei wurde aber deutlich, dass innerhalb der ADAC Stiftung Sport-Piloten neben der Konkurrenz auch fairer Teamgeist eine große Rolle spielt. Der ebenfalls geförderte Mark Wallenwein (24/Stuttgart) und sein Beifahrer [Stefan Kopczyk, die direkt hinter Herbold fuhren, leisteten mit dem Bordfeuerlöscher erste Hilfe. ŠKODA Fabia S2000-Pilot Wallenwein widmet sich als nächstes internationalen Aufgaben. Er startet bei der Barum Rallye vom 27. bis 29. August 2011 in Tschechien.

Christian Riedemann (23/Sulingen, Foto) erhielt in seiner zweiten internationalen Rallye-Saison den lange ersehnten Startplatz in der WRC Akademie. Die Nachfolgeserie der Junior-WM wird bei ausgewählten Veranstaltungen im Rahmen der Rallye-WM ausgetragen. Gleich bei der Premiere in Portugal glänzte Christian Riedemann im Ford Fiesta mit dem dritten Platz. Im sandigen Sardinien lag der Norddeutsche mit Beifahrer Michael Wenzel sogar in Führung - bis für das Team wegen einer gebrochenen Antriebswelle vorzeitig das Aus kam. Ende Juli geht es für die Athleten der ADAC Stiftung Sport mit dem dritten WRC-Lauf in Finnland weiter. Danach erhält Riedemann die einmalige Chance, sich während eines Testlaufs bei der ADAC Rallye Deutschland für ein Werkscockpit im Polo R WRC von Volkswagen zu empfehlen.

Nur ein einziger Punkt trennt den dreifachen Saisonsieger Luca Amato (14/Bergisch Gladbach) vom Führenden Jack Miller in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM). Vor einem Jahr gewann Luca dort als jüngster Fahrer in der IDM 125-Geschichte überhaupt ein Rennen. Nun ist das ADAC Stiftung Sport-Talent bereits auf Titeljagd. Auf dem Salzburgring spielten sich spektakuläre Szenen ab. Luca Amato bog mit der 245 km/h schnellen 55 PS-Aprilia als Dritter in die letzte Runde ein, schnappte sich den ersten Konkurrenten und in der letzten Kurve presste er sich noch frech am völlig verdutzten Jack Miller vorbei.

Mit einem Angriff kurz vor dem Ziel hatte der Australier, Amatos Teamkollege, nicht gerechnet. Mit seinen bisherigen Leistungen hätte Luca Amato auch eine Wild Card für den "eni Motorrad Grand Prix Deutschland" auf dem Sachsenring erhalten, doch gemäß Reglement ist er für eine WM-Teilnahme zu jung. Das geforderte Mindestalter liegt bei 16 Jahren.

Neu in der IDM 125 am Start ist Maximilian Eckner (15/Dresden). Er ist ein Aufsteiger aus dem ADAC Junior Cup, über den Teamchef Heiko Reinhold sagt: "Ich bin mir sicher, dass auch Max mit etwas Routine bald die Zeiten der Spitzengruppe mitgehen kann." Zweimal landete der Sachse schon auf dem vierten Platz. Drei Rennen folgen noch. Einen Spagat zwischen IDM und dem Red Bull MotoGP Rookies Cup, der im Rahmen aller europäischen Motorrad Grand Prix ausgetragen wird, bewältigt Philipp Öttl (15/Ainring). Bei der IDM-Runde in Salzburg kam es zu Überschneidungen mit einem Cup-Lauf in Mugello. Die Lösung: Der Lockenkopf aus Bayern pendelte mit seinem Vater 650 Kilometer mit dem Wohnmobil hin und her. Ansonsten hat der Cup Vorrang.

2011 sind 25 Teenager aus 14 Ländern am Start. Philipp Öttl begann die Saison mit einem sensationellen Sieg, dem ersten eines Deutschen im Cup überhaupt. Danach warfen ihn ein Schlüsselbeinbruch und ein technischer Defekt zurück. Aber Kämpfernatur Öttl hat die Talsohle durchschritten. In der Gesamtwertung ist der Lockenkopf momentan Fünfter. Am kommenden Wochenende fährt er auf dem Sachsenring. Kurz vor dem Sprung aufs Podium ist ADAC Junior Cup-Neuling Maximilian Kappler (13/Oberlungwitz). Bisher machte ihm viel Pech einen Strich durch die Rechnung. Der kleine Sachse mit Rennerfahrungen aus Spanien führte mit der 35 PS-Aprilia schon im ersten Saisonrennen kurzfristig das Feld an. In der neunten Runde platzte aber der Traum vom ersten Podestplatz. Eine Kollision mit dem Cup-Jüngsten warf ihn aus dem Rennen. Auf dem Nürburgring startete Kappler von der Pole Position, ging im Rennen aber erneut zu Boden. Bisherige Erfolgsbilanz: zweimal Platz 6.

Zweimal kam bisher auch sein Konkurrent und ADAC Stiftung Sport-Kollege Michael Gerstacker (14/Hartenstein) in die Punkteränge. Der Aufsteiger aus dem ADAC Mini Bike hofft auf einen Top Ten Platz beim nächsten Rennen. Am 15. bis 17. Juli 2011 fährt auch der ADAC Junior Cup als Saisonhöhepunkt im Rahmen des "eni Motorrad Grand Prix Deutschland" auf dem Sachsenring.

Einen Sprung nach vorn hat Stefan Ekerold (15/Weiskirchen) im ADAC MX Youngster Cup gemacht. Der Motocross-Aufsteiger aus dem ADAC MX Junior Cup kämpft mit einer Zweitakt-KTM gegen die Viertakt-Konkurrenz an. In der Gesamtwertung ist der Weltmeister-Sohn nur auf Platz 38. Die Zweitakter-Tabelle führt er an. Stefan Ekerold tanzt 2011 mit Unterstützung der ADAC Stiftung Sport auf zwei Hochzeiten. Letztes Wochenende ging er auch bei der Europameisterschaft in der 125er Klasse an den Start. Ausbeute in zwei Rennen: Platz 13 und 9. Es war der erste Top-Ten-Platz des Saarländers. Einen vollen Terminkalender hat Dennis Ullrich (17/Rammingen). Der letztjährige Sieger des ADAC Youngster Cups muss lernen, sich mit der Honda im ADAC MX Masters durchzusetzen und in der MX2-EM zu behaupten. Dort ist er derzeit Tabellen-Elfter.

Motocross-Senkrechtstarter Henry Jacobi (14/Bad Sulza), der gleich nach den ersten starken Auftritten im ADAC Youngster Cup und in der EM wegen eines Trainingssturzes außer Gefecht gesetzt wurde, bleibt dagegen weiterhin Zuschauer an der Rennstrecke. Seit dem 21. April laboriert der Thüringer nun schon an einer schweren Beinverletzung. War in den letzten Wochen immer nur der Rollstuhl das wichtigste Fortbewegungsmittel, so konnte der Junior letzte Woche bei seiner Konfirmation wenigstens ein paar Minuten mit Gehhilfen unterwegs sein. Alle Drähte und Fäden sowie die Gipsschienen sind von den Beinen entfernt. Henry hat mit der Physiotherapie begonnen. Die Reha- Maßnahmen erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Gesundheitsakademie in Bad Endorf, in der die Athleten der ADAC Stiftung Sport auch ihr jährliches Fitness-Seminar absolvieren. Um der Motocross-Szene bis zur Genesung nicht völlig abstinent bleiben zu müssen, machte sich Henry zuletzt bei der WM-Veranstaltung in Teutschenthal als Co-Kommentator am Mikrofon nützlich.

Michael Schumacher ist die Lichtgestalt des Motorsports. Der siebenfache Formel-1-Weltmeister denkt aber auch an die Ära nach seinen legendären Erfolgen und unterstützt den Nachwuchs, wo immer es geht: Er gründete ein eigenes Kart-Team und arbeitete in der FIA Kart Commission mit. Schumacher weiß um die Hürden, die Motorsportlern auf der Karriereleiter oft im Weg stehen. Um weiteren hoffnungsvollenTalenten bei der Bewältigung unter die Arme zu greifen, spendete der Ausnahmesportler jetzt 50.000 Euro an die ADAC Stiftung Sport, die derzeit 19 ausgewählte Junioren fördert.